Manche jammern, viele meckern, alle wollen weniger arbeiten und mehr Freizeit. Wenn es aber konkret darum geht, die ungeliebte Situation zu ändern, sich berufliche Freiräume zu schaffen, scheitern die meisten Arbeitnehmer an Vorgesetzten, die sich an einer Arbeitsmoral aus den 50er Jahren festklammern. „Arbeitsbeginn ist um 9, nicht um 5 nach 9“, wer bis um 22:36 im Büro sitzt und auch nach Mitternacht regelmäßig E-Mails schreibt ist der Derbste und sowieso: „Arbeit ist das halbe Leben“. Ist es aber gar nicht.

Der Tag hat 24 Stunden. Abzüglich, sagen wir mal, 7,5 Stunden Schlaf macht das 16,5. Ein standardisierter Arbeitstag hat 8 Stunden plus 1 Stunde Mittagspause (gesetzlich vorgeschrieben!) und ca. 1 Stunde An- und Abreise, Kaffeetrinken, rumtrödeln. Bleiben also 6,5 Stunden am Tag für den „Rest“, also weniger als für die Arbeit. Ist das cool? Ich finde nicht.

Im #hamburgerabendblatt von heute warnt DGB Chefin Katja Karger davor, dass uns das hohe Arbeitspensum krank macht. Sie ist mit ihrer Feststellung nicht allein: täglich lese ich Artikel über Unternehmen, die es ihren Mitarbeitern freistellen, wann sie zur Arbeit kommen, die Homeoffice eine produktive Sache finden und für die sechs Wochen Urlaub am Stück ein absolutes Muss und kein No-Go ist. Das sind schöne Ansätze, aber auch immer wieder dieselben Beispiele, die herangezogen werden. Persönlich kenne ich keinen Angestellten, der frei über seine Zeit verfügen kann.

Mein persönliches Fazit für mehr Arbeitszeitsouveränität

Geld verdienen müssen wir (fast) alle, daran führt kein Weg vorbei. Ich bewundere zwar Menschen, die völlig autark vom finanziellen System leben und sich selbst versorgen – für meine Familie und mich ist das aber (noch) keine Lösung. Ein gesellschaftlicher Wandel ist durchaus erkennbar (hier spricht die Soziologin in mir), die Menschen sprechen mehr über das Thema Arbeit und Freizeit und wie die Gewichtung besser funktionieren kann, die Medien greifen diese Themen zunehmend auf.

Ich habe mich insofern von zeitlichen Zwängen befreit, indem ich mich selbständig gemacht habe (www.bortchen.com) Momentan arbeite ich zwar zeitlich mehr als vorher. Aber allein die Tatsache, dass ich die Möglichkeit habe, zu entscheiden, wann ich Aufgaben erledige, ist für mich ein großer Schritt Richtung Freiheit. Langfristig bin ich für Arbeitsmodelle, bei denen nicht die Stundenzahl zählt, die man im Büro am Schreibtisch sitzt, sondern die Inhalte, die Projekte, die man – in welcher Zeit auch immer – erfolgreich gemeistert hat.

Ich arbeite dran.

Eine Antwort auf „Ein Plädoyer für mehr #Arbeitszeitsouveränität

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